Organtransplantation und das Gedächtnis der Zellen

Viele Empfänger verpflanzter Organe zeigen später Verhaltensweisen und Vorlieben, die nur von den Spendern der Organe herstammen können.

Anm. d. Red.: Den Artikel können Sie hier als PDF herunterladen.

Einführung

Es wird grundsätzlich angenommen, dass Lernprozesse in erster Linie über das Nervensystem und in zweiter Linie über das Immunsystem ablaufen. Also dürften Patienten, die Organtransplantationen erhalten, keine Persönlichkeitsveränderungen durchlaufen und auch keine Charakterzüge der Spender annehmen. Wenn nach Transplantationen dennoch Persönlichkeitsveränderungen beobachtet wurden, dann erklärte man das mit den Nebenwirkungen der immunsuppressiven Medikamente, psychosozialem Stress und der bereits vorher vorhandenen Psychopathologie des Patienten.1,2,3

Die Theorie lebender Systeme betont jedoch ausdrücklich, dass alle lebendigen Zellen über ein „Gedächtnis“ und „Entscheidungsmechanismen“ verfügen.4 Überdies wurden im Rahmen der kürzlich vollzogenen Zusammenlegung der Systemtheorie mit der Energielehre (genannt Theorie dynamischer Energiesysteme) überzeugende logische Konzepte entwickelt, die zu der Annahme führen, dass alle dynamischen Systeme in unterschiedlichem Maße Informationen und Energie speichern.5,6,7 Dieser systemische Erinnerungsmechanismus auf organischer Ebene liefert eine plausible Erklärung für die Entstehung neuer systemischer Eigenschaften durch wiederholte Feedback-Interaktionen (also durch nicht linear ablaufende Zirkulation von Nachrichten und Energie, welche die Interaktionen der einzelnen Komponenten in einem komplexen, dynamischen Netzewerk reflektieren).

Feedbackschleifen kommen bei allen atomaren, molekularen und zellulären Systemen vor. Daher müssten die Belege für ein atomisch-sytemisches Gedächtnis, ein molekular-systemisches Gedächtnis sowie für ein zellulär-systemisches Gedächtnis auch auf diesen Ebenen zu finden sein.

Die Theorie systemischer Erinnerungsmechanismen dient als Erklärung für eine Reihe umstrittener und scheinbar abnormer Beobachtungen in der komplementären und alternativen Medizin, einschließlich der Homöopathie.8 Dies führt zu neuen Aussagen. Eine davon ist, dass sensible Empfänger von fremden Organen Details der Lebensgeschichte des Spenders durchleben können, die in dem transplantierten Gewebe gespeichert sind.

1997 erschien unter dem Titel „A Change of Heart“ ein Buch, das die Persönlichkeitsveränderung der Transplantationspatientin Claire Sylvia beschreibt.9 Sylvia bekam 1988 im New Haven Krankenhaus in Yale ein neues Herz und eine neue Lunge. Sie berichtet, wie sich verschiedene ihrer Ansichten, Gewohnheiten und Geschmacksneigungen nach der Operation veränderten. Mit einem Mal verspürte sie einen unerklärlichen Appetit auf Nahrungsmittel, die sie zuvor nicht gemocht hatte. So hatte sie etwa, als sie das Krankenhaus verließ, einen unkontrollierbaren Heißhunger auf Chicken Nuggets von einem Schnellrestaurant der Kentucky Fried Chicken Kette, etwas, was sie sonst nie aß, da sie eine gesundheitsbewusste Tänzerin und Choreographin war. Sie mochte plötzlich kühle Farben und trug nicht mehr wie früher knallrote und orangefarbene Kleidung. Sie legte ein aggressives und impulsives Verhalten an den Tag, das vollkommen untypisch für sie war, aber der Persönlichkeit ihres Spenders ähnelte. Interessanterweise wurde eine Packung unverzehrter Kentucky Fried Chicken Nuggets in der Jacke des jungen Mannes (des Spenders) gefunden, nachdem er gestorben war.

Der Co-Autor des Buchs, William Novak, befragte Experten zu der Möglichkeit zellulären Gedächtnisses. Pearsall vermutete, die immunsuppressiven Medikamente könnten möglicherweise die Empfänglichkeit von Patienten für zelluläre Erinnerungen in den transplantierten Organen erhöhen. Schwartz und Russek nahmen an, dass der Abstoßungs-
prozess möglicherweise nicht nur das Zellmaterial sondern auch die Informationen betreffe, die darin gespeichert sind.

Sylvia ist ein Einzelfall, denn sie hat eine besonders große Menge neues Gewebe empfangen (Herz und Lunge), war gesundheitsbewusst und emotional offen und sensibel. Schwartz und Russek meinten, sie könne die „weiße Krähe“ des zellularen Organgedächtnisses sein.

Der folgende Beitrag berichtet über in diesem Zusammenhang relevante Beobachtungen an zehn repräsentativen Transplantationspatienten, die bereit waren, über ihre Erfahrungen in Bezug auf Persönlichkeitsveränderungen nach der Operation zu reden, die die Theorie des Organgedächtnisses bekräftigen.

Um die Privatsphäre der Familien der Organspender und der Empfänger und ihrer Familien, sowie der Ärzte und Krankenhäuser zu schützen, werden Spender und Empfänger mit Nummern bezeichnet, außer wenn ihre Vornamen von Familienmitgliedern oder Freunden in den Gesprächen genannt werden. Alle Empfänger, sowie Familienmitglieder und Freunde der Spender wurden von Pearsall befragt, der die Gespräche aufzeichnete. Die Protokolle der Aufzeichnungen wurden von Schwartz und Russek analysiert, die dann auswählten, welche in diesen Beitrag aufgenommen werden sollten.

In jedem der zehn Fälle gibt es einen Bericht eines Mitglieds der Spenderfamilie (oder einer entsprechenden Person), den Bericht eines Empfängers (oder einer entsprechenden Person) sowie den eines Familienmitglieds oder Freundes des Empfängers. Spenderfamilienmitglieder, Empfänger, Empfängerfamilienmitglieder und Freunde werden unmittelbar aus den Gesprächsprotokollen zitiert. Persönliche Meinungen (einschließlich widersprüchlicher Aussagen) werden wörtlich wiedergegeben. Jeder Fall beschreibt zwei bis fünf charakterliche Veränderungen des Organempfängers, die den Wesenszügen des Spenders ähneln.

1. Fall

Der Spender war ein 18-jähriger junger Mann, der bei einem Autounfall ums Leben kam. Die Empfängerin ist ein 18-jähriges Mädchen, das nach einer Endokarditis an Herzschwäche litt.

Der Vater des Spenders, ein Psychiater, erzählte:

„Mein Sohn schrieb Gedichte. Wir haben über ein Jahr damit gewartet, sein Zimmer auszuräumen, nachdem er gestorben war. Wir fanden ein Heft mit Gedichten, die er uns nie gezeigt hatte, und wir haben niemandem etwas davon erzählt. Ein Gedicht hat uns emotional und spirituell besonders erschüttert. Darin spricht er davon, wie er seinen eigenen plötzlichen Tod sieht. Er war auch Musiker, und wir haben einen Song gefunden mit dem Titel „Danny, My Heart Is Yours“ – in dem er beschreibt, dass er glaube, es sei sein Schicksal zu sterben und sein Herz jemand anderem zu schenken. Er hatte beschlossen, seine Organe zu spenden, als er zwölf war. Wir fanden das ziemlich mutig, aber wir dachten, dass sie vielleicht gerade in der Schule darüber gesprochen hätten. Als wir die Organempfängerin kennen lernten, waren wir so ... wir wussten nicht, was es war. Wir wissen es auch jetzt nicht. Wir wissen es einfach nicht.“

Kommentare

12. September 2013, 20:59 Uhr, permalink

Dirk

wirklich beeindruckend... bestätigt, dass das gehirn wenig mit unserem denken zu tun hat.. es dient nur als empfänger und je mehr es wächst, desto mehr kann es verstehen..
der geist sitzt demnach im gesamten körper..
ist alles übereinstimmend mit den büchern von donald walsch..
..
für mich ist klar, warum fleischfresser, so aggressiv sind... da ist man ein teil von im essen....

09. Januar 2019, 13:31 Uhr, permalink

marie-maru

Ich nehme an, Sie sind Vegetarier oder vegan und Ihr Kommentar beweist, dass auch Nicht-Fleischfresser aggessiv sein können. Anders kann ich mir diese aggressive und verachtende Ausdrucksweise nicht erklären. Selbst wenn Sie recht haben, so würde ein gelassener Mensch mit Achtung (auch Selbstachtung) nicht ein solches Wort wählen.
Übrigens habe ich eine fleischfressende Freundin, die mit Vorliebe Lammfleisch ißt - und sie ist sanft wie ein Lämmchen...

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