Eine Welt ohne Dollar – das Ende der amerikanischen Finanzordnung

dollarSeit etwa zehn Jahren wird der Ruf des US-Dollars zunehmend schlechter. Die ehemalige Leitwährung gilt in vielen anderen Ländern als riskante Anlage, weil die USA mehr als 21 Billionen Dollar Staatsschulden haben. Dazu kommen noch ungedeckte Verbindlichkeiten in Form gesetzlicher Pensionen, Sozialversicherungen und Sozialprogramme – rechnet man diese Bereiche dazu, so belaufen sich die amerikanischen Schulden auf mehr als 200 Billionen Dollar.

Besonders beunruhigend für Washington sind die Zusammenarbeit zwischen China und Pakistan sowie die daraus entspringenden Projekte im Rahmen des chinesisch-pakistanischen Wirtschaftskorridors (China-Pakistan Economic Corridor; CPEC). China hat sich bereits verpflichtet, zur Finanzierung des CPEC umgerechnet 57 Millionen Dollar in Pakistan zu investieren – als Teil der „One Belt, One Road“-Initiative Pekings, die eine neue Seidenstraße mit Handelsrouten auf dem Land- und Seeweg über mehr als 60 Länder in Asien, Europa und Afrika anstrebt.

EU wird kein eigenes Zahlungsverkehrssystem einführen

Einige Staaten der Europäischen Union wären durchaus bereit, vom Dollar Abstand zu nehmen. Das schreibt zumindest Jim Rickards, der Autor des Buchs „Währungskrieg. Der Kampf um die monetäre Weltherrschaft“. In einem seiner aktuellen Artikel befasste er sich mit dem Thema, welche Maßnahmen zur Einrichtung eines EU-basierten Zahlungsverkehrssystems innerhalb der EU gerade geprüft werden. Dieses System sollte vom US-dominierten SWIFT-System (SWIFT = Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunications) für Finanztransaktionen unabhängig sein.

In Rickards Artikel mit dem provokanten Titel „Die Welt verbündet sich gegen den Dollar“ heißt es:

„Die USA waren mit ihrer finanziellen Kriegsführung, einschließlich diverser Sanktionen, höchst erfolgreich. Doch auf jede Aktion folgt eine entsprechende Reaktion. Je öfter die Vereinigten Staaten ihre Dollar-Waffe einsetzen, desto härter arbeitet der Rest der Welt daran, den Dollar völlig zu meiden.“13

Der deutsche Außenminister Heiko Maas forderte vor Kurzem ein neues, EU-basiertes Zahlungsverkehrssystem, das von den USA und SWIFT unabhängig sein und keine Zahlungen in US-Dollar erfordern soll.

Rickards beschreibt das SWIFT-System als „Nervenzentrum des globalen Finanznetzwerks. Alle großen Banken überweisen alle großen Währungen mithilfe des SWIFT-Nachrichtensystems. Schneidet man ein Land von SWIFT ab, dann nimmt man ihm die Luft zum Atmen.“

In Anbetracht der Tatsache, dass sich das vereinte Europa in Sachen Außenpolitik und Wirtschaft stets wie das Schoßhündchen der Vereinigten Staaten verhält, wäre es schon ein riskanter Drahtseilakt für Europa, ein neues Zahlungsverkehrssystem einzuführen, ohne damit die USA zu verärgern. Man sollte also nicht damit rechnen, dass die europäischen Staaten ein System einführen werden, das die wirtschaftliche Vorherrschaft Washingtons über die europäischen Märkte ernsthaft gefährdet.

Russland hat es jedoch bereits geschafft, sich vom SWIFT-System zu befreien und stattdessen das SPFS (System for Transfer of Financial Messages) zu verwenden. RT.com schreibt dazu:

„Das russische Geldüberweisungssystem, das als Alternative zu SWIFT entwickelt wurde, ist heute schon beliebter als das alte weltweite Netzwerk, sagte Anatoli Aksakow, der Vorsitzende des russischen Parlamentsausschusses für Finanzmärkte.

Er erklärte, dass Moskau bereits mit chinesischen, türkischen und iranischen Finanzaufsichtsbehörden darüber verhandle, wie man das russische System for Transfer of Financial Messages (SPFS) in die Zahlungsverkehrssysteme der betreffenden Länder integrieren könne.“15

SWIFT ist ein System, das Finanzinstitutionen Informationen über finanzielle Transaktionen in einer gesicherten Umgebung senden und empfangen lässt und auf dem Dollar-System aufbaut. Gleichzeitig missbrauchen die Vereinigten Staaten SWIFT aber auch als ein Werkzeug dazu, anderen Ländern ihre außenpolitische Agenda aufzuzwingen. So schlossen die USA beispielsweise zwischen 2014 und 2015 mehrere russische Banken aus dem SWIFT-System aus, weil die amerikanisch-russischen Beziehungen zu dieser Zeit auf einem Tiefpunkt angelangt waren. 2018 drohten die USA China mit einem Verbot der Nutzung des Systems, wenn die Chinesen sich weigern sollten, die UN-Sanktionen gegen Nordkorea einzuhalten.

Diese Handlungsweise der USA hat China und Russland auch dazu gebracht, im Lauf der letzten paar Jahre ihre Goldreserven aufzustocken, um nicht so sehr auf den Dollar angewiesen zu sein und Problemen für ihre Finanztransaktionen auszuweichen, die über ein von den USA dominiertes Zahlungsverkehrssystem abgewickelt werden müssen. Wer kann ihnen das verdenken?

Werden die USA einen neuen großen Krieg anzetteln?

Im 3. Weltkrieg wird es darum gehen, die Macht des US-Dollars zu erhalten. Die Interessen der Großkonzerne, das Establishment aus Washington und London, die Banken und die mit den USA verbandelten Finanzeliten – sie alle hängen von der Stärke des Dollars ab.

Der Dollar ist das Rückgrat. Er ist das Mittel, mit dem Washington seine durch militärische Macht gestützte geopolitische Vorherrschaft über die Wirtschaft und die Bodenschätze der Welt weiterhin behaupten will. Der Dollar verleiht Washington die Macht, souveräne Staaten mit wirtschaftlichen Sanktionen einzuschüchtern, um so auf direktem oder indirektem Weg ihre Politik und Wirtschaft im Sinne der USA zu beeinflussen – nicht mehr und mit Sicherheit auch nicht weniger. Dies alles sind Gründe dafür, dass immer mehr Länder den US-Dollar aufgeben. Und das wiederum wird zu einem neuen Weltkrieg führen, der wahrscheinlich mit einem Land beginnen wird, das große Erdölvorräte hat – wie zum Beispiel Venezuela oder der Iran.

Quelle: Silent Crow News, 31.01.19, https://tinyurl.com/yyqam27l (Beitrag wurde redaktionell bearbeitet)

Endnoten

  1. „US economy about to collapse, taking down dollar & American standard of living – Peter Schiff“ auf RT.com, 24.10.18; https://on.rt.com/9h52
  2. Smart, S.: „The Future of the Dollar—and Its Role in Financial Diplomacy“ auf NationalInterest.org, 16.12.18, S. 2; https://bit.ly/2lHM5TQ
  3. Mahmoud Ahmadinejad (@Ahmadinejad1956) auf Twitter.com, 06.08.18; https://bit.ly/2kCnXSp
  4. O’Connor, T.: „Russia and China Think U.S. Dollars are Ruining the World, so They’re Finding a New Way“ auf Newsweek.com, 21.09.18; https://bit.ly/2kERMlb
  5. „Russia liquidates nearly all its holdings of US debt & invests money in gold“ auf RT.com, 18.10.18; https://on.rt.com/9gr3
  6. „Dollar monopoly slips as China & Japan dump US Treasuries“ auf RT.com, 17.10.18; https://on.rt.com/9gni
  7. „Russia & Syria to dump dollar in mutual trade, agree joint energy projects“ auf RT.com, 14.12.18; https://on.rt.com/9khr
  8. „Iraq officially removes US Dollar from Iran trade“ auf PressTV.com, 10.09.18; https://bit.ly/2ksYrPD
  9. „India & Iran drop dollar in oil trade to bypass US sanctions – report“ auf RT.com, 30.05.18; https://on.rt.com/96fp
  10. Ebd.
  11. Weymouth, L.: „Pakistani leader to the U.S.: We’re not your ‚hired gun‘ anymore“ auf WashingtonPost.com, 06.12.18; https://wapo.st/2lHk4fe
  12. „Pakistan considering plan to use yuan in trade with China“ auf Reuters.com, 19.12.17; https://reut.rs/2maxK2x
  13. Rickards, J.: „The World Is Ganging up Against the Dollar“ auf DailyReckoning.com, 27.08.18; https://bit.ly/2kCMzdJ
  14. Ebd.
  15. „Russia’s alternative to SWIFT payment system poised to eclipse the original – MP“ auf RT.com, 02.11.18; https://on.rt.com/9hs2

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