Frühere Leben, zukünftige Leben und die Zeit

Betrachtet man Karma unter rational spirituellen Gesichtspunkten, die auf moderner wissenschaftlicher Forschung bezüglich vergangener und zukünftiger Leben basieren, dann geht es dabei nicht um Vorherbestimmung und die Reaktion auf vergangene Ereignisse, sondern vielmehr um Wahlmöglichkeiten und Lernprozesse.

Meine Hauptfolgerung aus der Analyse des modernen Beweismaterials lautet also, dass es bei Karma und Karmaforschritt immer um Lernprozesse und Erfahrungen geht, und zwar im Guten wie im Schlechten. Es gibt kein Karmagesetz von Aktion und Reaktion, und dieser Aspekt der überlieferten Weisheit ist genau gesagt nicht einfach nur irreführend, sondern richtiggehend schädlich.

Währenddessen ist, um einmal den gesamten Kontext klar zu machen, die überlieferte Vorstellung, dass es das Ziel aller Seelen ist, so weit aufzusteigen, dass man dem „irdischen Kreislauf des Karmas“ entkommen kann, mehr oder weniger korrekt, davon abgesehen, dass die Zwischenlebensforschung annehmen lässt, dass dies nur ein erster Schritt ist – und dass nach diesem Schritt in den ätherischen Sphären noch beträchtliche weitere Lernprozesse und Entwicklungsstufen durchlaufen werden müssen.

Zukünftige Leben und die Beschaffenheit der Zeit

Einige Hypnosetherapeuten haben versucht, ihre Patienten in zukünftige Leben vorauszuschicken. Die ersten Forschungen dieser Art wurden von der kalifornischen Psychologin Helen Wambach vorgenommen und nach ihrem Tod von ihrem Mitarbeiter Chet Snow weitergeführt. Bei der Rückführung leistete sie Pionierarbeit, indem sie ganze Gruppen von Personen gleichzeitig in die Vergangenheit geleitete, und bei der Progression arbeitete sie teilweise mit demselben Konzept.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass sowohl Wambach als auch Snow offensichtlich Anhänger von Edgar Cayce und dessen Arbeit waren. Cayce war der so genannte „schlafende Prophet“, der bei seinen Vorträgen in Trance vorhersagte, dass es zwischen 1958 und 1998 in verschiedenen Teilen der Welt zu katastrophalen „Erdveränderungen“ kommen werde. Snows eigene individuelle, von Wambach geleitete Progressionen, die in den frühen 1980ern durchgeführt wurden und auf sein Leben in den späten 1990ern zielten, schienen die von Cayce gemachten Vorhersagen zu bestätigen – die, wie wir heute wissen, nicht eintraten, zumindest bisher nicht.

Ihre darauf folgenden Gruppensitzungen, bei denen den Personen die Möglichkeit gegeben wurde, entweder zurückzugehen oder viel weiter in die Zukunft voranzugehen – in die Jahre 2100 oder 2300 – schienen irgendwie zu bestätigen, dass gegen Ende der 20. Jahrhunderts oder zu Anfang des 21. eine globale Katastrophe drohe. Doch es ging auch um viele andere Entwicklungen, einschließlich außerirdischer Kontakte, die zweifellos von jedem zu erwarten sind, der jemals einen Sciencefiction- oder Katastrophenfilm gesehen hat.

Auch der andere Hypnosetherapeut, der mit individueller Progression in die Zukunft experimentiert hat, stammt aus Kalifornien: Bruce Goldberg. Einige seiner Fallstudien sind definitiv so detailreich wie die der besonders beeindruckenden Rückführungsfälle, doch er führte seine Patienten manchmal beträchtlich weit in die Zukunft. In einem Fall geleitete er eine Frau in ihr Leben im Jahr 3015. Zusammenfassend kann man über seine etwas verwirrenden Vorstellungen sagen, dass er behauptet, ein zukünftiges Leben sei nicht vollkommen vorherbestimmt und könne eine von fünf „alternativen Frequenzen“ haben, die er als von „sehr schlecht“ bis zu „exzellent“ reichend beschreibt. Wenn ein Patient eine schlechte Progression habe, dann programmiere er als Therapeut ihn einfach um, so dass er eine angenehmere Aussicht habe. Jede dieser Alternativen gehöre jedoch immer zu der gleichen Person in ungefähr den gleichen Lebensumständen.

Sind also Progressionen in zukünftige Leben überhaupt zuverlässig? Die Beweislage ist offensichtlich dürftig, und wir wissen von Snows Vorhersagen, dass sie nicht ganz korrekt sind, nicht zuletzt auch, was die jeweilige Zeitenabfolge angeht. Dies trifft allerdings auch auf viele Rückführungen in vergangene Leben zu, bei denen Phantasieelemente und andere Informationen mit der authentischen Erinnerung vermischt sein können. Die beeindruckend vielen Details einiger Progressionsfälle verweisen darauf, dass wir diese Dinge nicht einfach ohne weitere Betrachtungen verwerfen sollten. Falls sie nun aber tatsächlich stimmen, was sagt uns das über Vorherbestimmtheit und Wahlmöglichkeit und die Beschaffenheit der Zeit selbst?

Zusammen mit vielen anderen, die unsere konventionellen Vorstellungen von Zeit in Frage stellen, verweisen sowohl Snow als auch Goldberg auf Einsteins Relativitätstheorie und versuchen so wohl anzudeuten, dass Zeit nicht in Form eines linearen Flusses abläuft – also von der Vergangenheit durch die Gegenwart in die Zukunft.

Ich möchte dazu allerdings anmerken, dass beide seine Theorie ein wenig falsch interpretieren. Es stimmt, dass Einstein bewies, dass Zeit und Raum keine voneinander unabhängigen Größen sind und dass, da Licht Zeit braucht, um weite Entfernungen zurückzulegen, Ereignisse nur vollkommen korrekt wiedergeben werden können, wenn die Zeit-Raum-Koordinaten des Beobachters bekannt sind. Dies lässt sich am besten anhand der riesigen Entfernungen im Weltraum illustrieren. Um einmal das extremste Beispiel zu wählen: Besonders weit entfernte Galaxien unseres Universums können heutzutage mithilfe von modernen Teleskopen entdeckt werden. Aufgrund der Entfernung zu uns und der Zeit, die das sichtbare Licht, das von ihnen ausgeht, braucht, um zu uns zu gelangen, ist das, was die Astronomen sehen, der Zustand dieser Systeme vor Milliarden von Lichtjahren – das heißt, viel näher an dem Zeitpunkt, zu dem das Universum entstand. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Zeit nicht linear fließt; es bedeutet vielmehr, dass sie nur in relativer Abhängigkeit von der Position des Beobachters aus gemessen werden kann.

Nichtsdestoweniger impliziert diese Theorie, dass wir so etwas wie das „Jetzt“ nicht objektiv definieren können, da dieser Moment natürlich vom Beobachter abhängt. Dies ist jedoch eine falsche Fährte in Bezug auf die Analyse, um die es hier geht, vor allem, da die moderne Wissenschaft – z.B. mithilfe des EPR [Einstein-Podolsky-Rosen]-Experiments und des Bell-Theorems – auch zweifelsfrei nachgewiesen hat, dass andere, nicht auf Licht basierende Formen der Kommunikation nicht nur schneller als mit Lichtgeschwindigkeit funktionieren, sondern tatsächlich unverzüglich. Wenn ich also z.B. so weit entwickelt wäre, dass ich per Telepathie Kontakt mit einem Außerirdischen auf einem Planeten aufnehmen könnte, der 10.000 Lichtjahre entfernt ist, und ihn fragen würde, was er jetzt gerade tut, dann würde er die Frage nicht im Kontext der zeitlichen Verzögerung des Lichts interpretieren und mir mitteilen, was er vor langer Zeit getan hat. Ein solches Experiment wäre in der Tat eine echte Herausforderung in Bezug auf die Erinnerungsfähigkeit an vergangene Leben. Stattdessen würde er wissen, dass in der unmittelbaren Welt der Telepathie sein Jetzt genau das gleiche ist wie meins. Es ist also vollkommen legitim, vom Konzept eines universellen „Jetzt“ auszugehen, wenn wir es mit Bereichen zu tun haben, die eindeutig jenseits der üblichen Beschränkungen der sichtbaren, physischen Welt angesiedelt sind.

Auf der Grundlage dieser Gedanken schlage ich folgendes Verständnis von Zeit vor: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft existieren als separate, doch verbundene Konzepte, so dass Effekte von Ursache und Wirkung vorkommen. In gewissem Sinn ist die Zukunft jedoch bereits geschehen. Oder vielleicht ist es besser zu sagen, dass eine im wahrsten Sinne des Wortes unendliche Zahl von Zukünften bereits vorgedacht wurden, die jedoch noch nicht in irgendeinem physischen Sinn geschehen sind.

Kommentare

31. August 2015, 11:43 Uhr, permalink

Dr.Goltz

Sehr geehrter Herr, liebe Dame,

versuchsweise mich an spätere Inkarnationen heranträumend, 2 sind dabei, eine in der Zeit der Kriege in etwa 1700 Jahren, die andere in der Zeit der Flucht zum Mars, in etwa in 2000 Jahren, versuche ich mein in früheren Inkarnationen, leichthin gesagt, man darf ja etwas meinen,erworbenes Wissen unter die Leute zu bringen, derzeit im Urknall der Weisheit, einfältig genug, publizierend.

Ich hoffe Ihnen mit meiner Auskunft wie folgt dienlich gewesen zu sein: es dreht sich um die Parameter, Liebe, Hoffnung, Glaube.

Hochachtungsvoll.

Dipl.-Ing.Dr.phil.Goltz

30. November 2015, 09:26 Uhr, permalink

Dr. Goltz

Das was zählt, ist der jeweilige Augenblick.Bildet man sich ein, dass es was späteres gibt, dass man gar Einblick in spätere Leben gewinnt, kann dies zur Bereicherung des Augenblickes führen, ohne allerdings den Anspruch erheben zu dürfen, dass irgendwas klar ist usw..Zum einen gilt dies, zum anderem eben auch, dass es interessant sein kann, durchaus interessant sein kann, sich vorzustellen, wie´s so läuft, darauf anspielend, dass es introspektive Tunnelblicke geben könnte, das Moment des Tunneleffektes ausnützend usw..Zukunft und Gegenwart sind ansich eins, gesehen vom tiefsten Grund der Dinge usw..Die später inkarnierte Person wird gemeinhin keine Ahnung haben davon, in der Gnade des Augenblicks ist die Einsicht in spätere Leben möglich gewesen, nicht mehr als das.Der Mensch denkt, Gott lenkt. Jedem das seine.

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