Was steckt hinter WikiLeaks?

Teaser WikiLeaksEin australischer Ex-Hacker mit undurchsichtiger Vergangenheit wird plötzlich zum Medienstar, weil er unter großem Trara ganze Waggonladungen mit Regierungsdokumenten ins Internet stellt. Das Ziel der Aktion: allumfassende Transparenz. Doch die täte auch der Organisation selbst gut.

Ein Atomschutzbunker, schwedische Piraten und das Militär

Pirate Bay wird von einer Gemeinschaft von P2P-Enthusiasten unterstützt und politisch durch die Piratenpartei repräsentiert; die gesamte Gemeinschaft unterstützt WikiLeaks dadurch, dass sie deren Dokumente auf zwei schwedischen Servern hostet: PRQ und Pionen (wobei die Website selbst separat auf dem französischen Server OVH gehostet wird).45, 46

Pirate Bay wurde von einer Gruppe von Filesharing-Aktivisten ins Netz gestellt, mit Hilfe finanzieller Zuwendungen eines gewissen Carl Lundström. Lundström ist Geschäftsinhaber einer schwedischen Telekommunikationsfirma und liebäugelte mit Parteien aus dem rechtsextremen Spektrum, bis er sich nach einigen Niederlagen aus der Politik zurückzog. Diese seltsame Bekanntschaft wurde von den Gründern der Pirate Bay ungern erwähnt, doch gelangte ihre Existenz nach einem Prozess im April 2009 an die Öffentlichkeit, bei dem Lundström und Pirate Bay schuldig gesprochen wurden, Copyrightverletzungen begangen zu haben.47, 48, 49

Der Server, den PRQ nutzt, gehört Lundström, der diesen an PRQ vermietet, der im Gegenzug wiederum Pirate Bay und WikiLeaks hostet,50, 51 während der Pionen-Server einer anderen schwedischen Telekommunikationsfirma namens Bahnhof gehört.52 Pionen befindet sich in einem unterirdischen Atomschutzbunker, der während des Kalten Krieges in Stockholm gebaut wurde, einem der bestverbundenen Orte in Nordeuropa, von dem aus Glasfaserkabel zu zahlreichen Großstädten der Welt führen.53 Es ist ein Ort, der einem James-Bond-Schurken auf den Leib geschneidert sein könnte, mit brillanter futuristischer Architektur, High-End-Technologie und einem gigantischen Salzwasseraquarium. Der Eigentümer, Jon Karlung, hat seine Unterstützung für WikiLeaks öffentlich bekräftigt.54

Als die PRQ-Server während einer Razzia 2006 von der schwedischen Polizei durchsucht wurden, erfuhren diese vom Vorstandsvorsitzenden der Firma Bahnhof, dass PRQ ein Bürogebäude an die Firma Bahnhof unter anderem Firmennamen vermietete – Trustlab, einer IT-Sicherheitsfirma, die dasselbe Personal wie PRQ beschäftigt.55, 56 An dieser Stelle wird es reichlich spekulativ, aber die Tatsache, dass über diese Scheinfirma zwei der wichtigsten Server zusammenhängen, die WikiLeaks hosten, ließ uns tiefer forschen. Im gesamten Internet finden sich nur wenige Verweise auf Trustlab, und sie alle riechen verdächtig.

Kristoffer Smedlund, ein Programmierer im Bereich IT-Sicherheit, war laut seiner Online-Vita bei Trustlab angestellt.57 Er verteidigt aktiv das P2P-Filesharing58 und ist ein Mitglied von Piratbyrån, der schwedischen Organisation, die Pirate Bay aus der Taufe hob. Er stellte auch eine Seite ins Netz, auf der man angeblich eine Wahlstimme kaufen oder verkaufen konnte.59

Wieder einmal stoßen wir auf die Verbindung zwischen Underground-Computeraktivismus und dem offiziellen IT-Sicherheitsgeschäft. Trustlab ist weder in Schweden noch in einem anderen Land der Welt als Firma angemeldet, und im Internet finden sich nur wenige Spuren. Darunter beispielsweise die Homepage eines Ja’afar Alqatawna, einem Studenten an der Sheffield Hallam University:

„Er war Teil eines Forschungsprojekts, in dessen Rahmen XACML als Richtliniensprache für verteilte Netzwerke am Security, Policy and Trust Lab (SPOT) des schwedischen Institutes für Computerwissenschaften (SICS) in Schweden untersucht wurde.“ 60

Es könnte sich hier um eine zufällige Namensgleichheit handeln, doch durch einen weiteren seltsamen Zufall untersteht dieses wissenschaftliche Projekt dem Global Computing Centre in Schweden, das von „einigen der weltweit führenden Forscher im Bereich Grid-Computing, Service-oriented Computing und P2P Computing“ gegründet wurde und sich mit ebendiesen Themen auseinandersetzt,61 also mit genau dem Bereich, den auch Pirate Bay der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt.

Auf den ersten Blick wirkt die Verbindung an den Haaren herbeigezogen, doch blickt man genauer hin, bieten sich hier perfekte Bedingungen für eine großangelegte Sozialstudie zu neuen Netzwerktechnologien und Informationsaustausch. Global Computing, das Forschungszentrum in Schweden, schreibt auf seiner Website über das Projekt:

„Wir haben ein globales Rechnersystem vor Augen, das weit über die heutigen Systeme wie P2P und Dienste-orientierte Architekturen hinausgeht. Letztlich wird es die Grenzen zwischen den bestehenden Systemen aufheben. […] Es wird die Erstellung von Diensten ermöglichen, die skalierbar und fehlertolerant sind und sich selbst organisieren können. Der Zugriff auf diese Dienste kann dann gesichert und in verschiedenen Qualitätsstufen über konsistente Schnittstellen und Protokolle erfolgen.“ 62

Das Global Computing Centre befindet sich laut eigenen Angaben am „Royal Institute of Technology (KTH), Swedish Institute of Computer Science (SICS), und der Swedish Defence Research Agency (FOI).“ Auch unser „Trust Lab“ Projekt wird vom Militär betreut, denn SICS / SPOT „arbeitet derzeit mit dem schwedischen Verteidigungsministerium zusammen, um ein Sicherheitsmodell für netzwerkgestützte Verteidigung festzulegen.“ 63

Unser Student, Ja’far Alqatawna, schreibt auf seiner Homepage:

„Wir glauben, dass das Verständnis der Interaktion zwischen den Komponenten der sozialen Dimension mit der technischen Dimension uns bessere Möglichkeiten verschaffen wird, ein sicheres eBusiness-Umfeld zu schaffen.“

Mit Sicherheit würde eine Gruppe Programmierer, die in die Pirate-Bay-Organisation eingeschleust werden, ein solches Verständnis ermöglichen.

Fassen wir die Situation noch einmal zusammen: In den USA ruft die DARPA das Projekt Tor ins Leben, ein Projekt, das sich mit der Sicherheit in verteilten Netzwerken beschäftigt, und bei dem Jacob Appelbaum, ein WikiLeaks-Fürsprecher, arbeitet. Das Tor-Projekt wird auch von einer schwedischen Organisation unterstützt, der SIDA. In Schweden betreut die Verteidigung ein Forschungsprojekt (SPOT) für sichere verteilte Systeme, das einem weit größerem Projekt (Global Computing) untersteht, das wiederum die Entwicklung von großangelegten P2P-Systemen verfolgt. Es steht zu bezweifeln, dass die schwedische Investition in das Tor-Projekt nicht mit dem Forschungszentrum in Stockholm zu tun hat – aber dies bleibt Spekulation.

Kommentare

24. Februar 2011, 19:21 Uhr, permalink

Franko Saringer

OPERATION MINDCRIME !

Mind-Control und die Auswirkung in der Welt und in den Weltmächten, das Volk will Freiheit und Gerechtigkeit und keine Korruption und Verschwörung.
Ich klage den deutschen Stasi-Staat an! Ein Experiment, Mind-Control bis in den Tod, Korruption und Verschwörung und ich benötige ein Postmortem-CT zur Aufklärung.

MfG

Franko Saringer

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