Alkohol als Treibstoff-Alternative – Aufräumen mit den Vorurteilen

Die bösartige Verunglimpfung des Treibstoffs Alkohol ist gänzlich fehl am Platze. Wenn wir Ethanol mit Weitblick und unter Einsatz der biologischen Landwirtschaft verwenden – wenn wir also die industriellen Anbaumethoden vollständig durch nachhaltige Methoden ersetzen –, dann kann es unsere Energieprobleme lösen. Und zwar alle – wenn wir es nur wollen.

Mythos Nr. 7: Können wir mit Ethanol weiterhin in dem Maße Kraftstoff verbrennen, wie wir es als verantwortungslose Konsumenten gewöhnt sind?

Die Industriestaaten pflegen seit langem eine bequeme Beziehung zu kostengünstiger Energie, und diese Beziehung hat zu einer Kultur von Konsum und Verschwendung geführt. Die USA verbrauchen weltweit die meiste Energie und sind im Pro-Kopf-Verbrauch die Nummer zwei nach Japan. Selbst wenn wir so viel Alkohol produzieren könnten, wie wir brauchen, müssen wir im Umgang mit Energie verantwortungsvoller werden.

Sparsamkeit und zunehmende Effizienz sind die wichtigsten Schritte, die wir sofort unternehmen können, um die drohenden Folgen des Ölfördermaximums abzuwehren. Aber Alkohol kann in der Energiewirtschaft durchaus eine wichtige Rolle spielen, sofern er als Brennstoff ernstgenommen wird. Ein guter Anfang wäre es beispielsweise, sich die hohe Oktanzahl des Alkohols zunutze zu machen und kleinere, aber effektivere Kompressionsmotoren zu bauen, die mehr Energie aus jedem Tropfen Alkohol herausholen.

Abb 8
Aktueller und prognostizierter Kfz-Kraftstoffverbrauch.35,36 Diese Tabelle zeigt, dass der Kraftstoffverbrauch durch private Pkw kaum steigt, was damit zu erklären ist, dass zunehmend mehr Gebraucht- als Neuwagen gekauft werden. Der größte Verbrauch liegt im Bereich der Verkehrsinfrastruktur, angeführt durch Lastwagen und Busse in den Entwicklungsländern. Da aufgrund von Bevölkerungszunahme und steigenden Gehältern in den Produktionsländern Bedarf an einer Verkehrsinfrastruktur besteht, gibt es wenig Hoffnung darauf, dass die Kraftstoffnachfrage irgendwann sinken wird. Ein Großteil der gestiegenen Nachfrage kann durch alkoholverbrennende Hochkompressionsmotoren gedeckt werden.

Gegenwärtig ist der Pro-Kopf-Energieverbrauch in China und Indien noch relativ niedrig, aber da die Bevölkerung dort dem Westen nacheifert und der Lebensstandard auch dort steigt, besteht die Gefahr, dass die Menschen auch unser verschwenderisches Konsumverhalten übernehmen. Da diese Länder sehr bevölkerungsstark sind, steht zu erwarten, dass sie sich zu den größten Energieverbrauchern weltweit entwickeln. Es steht viel auf dem Spiel, da es Klima und Luftqualität den Todesstoß versetzen könnte, wenn Luftverschmutzung und Treibhausgase in diesen Ländern in den nächsten 50 Jahren stark ansteigen. Die Luftverschmutzung, die von außen in die USA eindringt, ist laut der amerikanischen Wetter- und Ozeanographiebehörde NOAA für 30 Prozent des Ozons, eines Hauptbestandteils von Smog, verantwortlich.24 Luftverschmutzung lässt sich nicht entsorgen; mit ihr vergiften wir uns alle gegenseitig.

In China und Indien, wo zunehmend mehr Fahrzeuge auf den Straßen sind, haben die Menschen nun die einmalige Gelegenheit, den Irrweg des Erdöls nicht einzuschlagen – sondern mit Alkohol laufende Hochkompressionsmotoren zu bauen und große Fahrzeuge mit Hybridtechnologie auszustatten. Die Energiemenge, die durch Hybridtechnik in Pkw eingespart werden kann, ist gering, in Bussen und Lastwagen dagegen enorm. Beide Länder verfügen über ein ausgedehntes Schienenverkehrsnetz, und so könnte man dadurch, dass man Chinas Kohle- und Indiens Diesellokomotiven auf Alkohol und/oder Biodiesel umrüstet, die Kosten für den Schienenverkehr stark senken. China baut eigene große Alkoholfabriken, lässt aber auch im Ausland produzieren.

Bei der Kampagne für erneuerbare Energien geht es nicht darum, dicke Autos mit einer unerschöpflichen Menge an sauberem Brennstoff zu versorgen. Vielmehr geht es darum, allein und als Gruppe die Politik zu beeinflussen, um sicherzustellen, dass die Energiezukunft, auf die wir uns zubewegen, auch die ist, die wir uns wünschen – und nicht die, welche die „Öligarchie“ für uns plant.

Abb 9
Weltweit registrierte Pkw. In Entwicklungsländern, ganz besonders in China und Indien, steigt der Kraftstoffbedarf derzeit dramatisch – ausgerechnet jetzt, da die Erdölförderung ihrem Maximum entgegengeht. Um herbe Auswirkungen auf Weltwirtschaft und Klima zu verhindern, müssen wir schnellstens fossile Brennstoffe durch erneuerbare ersetzen, wobei wir nicht einfach nur darauf abzielen dürfen, die schwindenden Ölvorräte auszugleichen.

Nun, da Sie einen Blick hinter die Kulissen der Antialkohol-Propaganda werfen konnten, sind Sie besser gerüstet, um derartige unbedarft geäußerte Argumente zu kontern. Mit den wahren Fakten und Zahlen im Kopf können Sie nun selbst eine Kampagne gegen derartige Propaganda starten, indem Sie Leserbriefe verfassen oder die Tatsachen in ein Gespräch einfließen lassen. Nach und nach können wir so ein öffentliches Verständnis für den Weg wecken, der uns aus der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen heraus und hin zur Sonnenenergie führt.

Um die Bedeutung von Ethanol für unser Leben zu verstehen, müssen wir Themen aufgreifen, die eigentlich zur schulischen Grundbildung gehören sollten, es aber nicht tun. Die Agrarwirtschaft, die Wissenschaft hinter dem, was uns alle ernährt, wird von unserem Bildungssystem kläglich vernachlässigt; ja selbst an Landwirtschaftsschulen wird die Ökologie unserer Agrarwirtschaft erstaunlicherweise kaum durchgenommen. Doch um die revolutionäre Bedeutung von Alkohol wirklich gänzlich zu erfassen, müssen wir die Grundlagen der Agrarwirtschaft begreifen.

Kommentare

04. Dezember 2008, 18:54 Uhr, permalink

winne

gute seiten ,bin erstaunt

16. Juli 2011, 17:39 Uhr, permalink

sissi brautkleider

Dann kann es unsere Energieprobleme lösen. Und zwar alle – wenn wir es nur wollen.
Awesome!

Kommentar schreiben

Folgende Art von Kommentaren sind unerwünscht und werden von uns entfernt:

  • (Schleich-)Werbung jedweder Art
  • Kommentare die nichts zum Thema beitragen
  • Kommentare die der deutschen Sprache nicht gerecht werden
  • Geplänkel mit anderen Kommentarschreibern
  • Kontaktanfragen an die Redaktion (benutzen Sie hierfür bitte das Kontaktformular)

Bitte beachten Sie unsere Datenschutzhinweise