Freie Energie – eine Revision: Eine Sichtung der besten Ansätze für „Overunity“, Teil 1: LENR

LenrSeit unserem Bestehen berichten wir über Erfinder, denen keiner so recht glauben will, was sie entdeckt haben: Overunity, die mysteriöse Energiegewinnung aus dem „Nichts“. Dabei wissen alle, die sich damit ernsthaft beschäftigen: Es geht, der Energieerhaltungssatz gehört nur neu gedacht. Doch wer rüttelt schon gern an den Pfeilern unserer Zivilisation? Doch ganz so einfach scheint es dann nicht, dem Kosmos eine funktionierende Methode zur steten, naturnahen und lebensfreundlichen Energieerzeugung abzuringen. Wir haben schon einige Säue durchs Dorf hetzen sehen, die plötzlich das Weite gesucht haben. Zeit für eine Revision – und neue Impulse, um die Sache selbst in die Hand zu nehmen.

Nach 20 Jahren Berichterstattung über alternative Energieformen, nach Euphorie- und Enttäuschungswellen ist es Zeit für eine Sondierung. Welche Ansätze für eine Energie­gewinnung mit einem COP > 1 sind am vielversprechendsten? Wo lohnt es sich, weiterzuforschen? NEXUS will mit einer Artikelreihe, einem Forum und Forschungsgruppen neue Impulse an der Graswurzel setzen.

Seit den Jahren von Nikola Tesla (1856–1943) geistert die Idee durch mutige Köpfe, dass es noch andere Energiequellen geben könnte als fossile, nukleare oder die regenerativen wie Wind, Sonne und Wasserkraft. Die Rede ist von Konzepten, die als Nullpunktsenergie, Raumenergie, Overunity oder mit ähnlichen Begriffen bezeichnet werden – Konzepte also, die Energie scheinbar aus dem Nichts herbeizaubern wollen. Schulphysiker bekommen hier sofort allergische Attacken, operieren aber selbst sehr gern mit „dunkler Energie“ und „dunkler Materie“, wenn ihre eigenen Modelle nicht so aufgehen, wie sie sollen.1

In den 1970er-Jahren erhielten die Ideen zur „Energie aus dem Nichts“ in den USA neuen Auftrieb und sind mit Dr. Hans Nieper zehn Jahre später nach Europa gekommen, wo ebenfalls schon Tüftler am Werk waren (Coler, Schauberger, Kromrey, Testatika). Seither gibt es eine fest etablierte „Freie-Energie-Szene“ auch bei uns in Mitteleuropa. Starken Auftrieb erhielt sie 1989 mit der aufsehenerregenden Vorführung von Fleischmann und Pons (siehe unten), die zeigen wollten, dass Fusionsreaktionen, die im Innern der Sonne ablaufen, auch auf dem Labortisch nachvollzogen werden können. Für die etablierten Energiekonzerne war hier Gefahr im Verzug, und sie haben alles getan, etwaige Nachahmer zu diskreditieren und lächerlich zu machen. Dessen ungeachtet hat Andrea Rossi vor 15 Jahren das Thema mutig wieder aufgegriffen. Und Hunderte haben es ihm gleichgetan, mit Magnetmotoren, Wassermotoren, Rotovertern, Gravitationsrädern, Auftriebskraftwerken, Erdbatterien, Tachyonenkonvertern, geheimnisvollen Energiezellen und Step-up-Boostern.

Doch was ist, mit Blick auf die letzten 50 Jahre intensiven Forschens, nun Verwertbares herausgekommen? Wie viele Webseiten wurden mit wunderbaren Energieprojekten vollgeschrieben – und wieder aus dem Netz genommen? Wie viele Investoren, große und kleine, wurden enttäuscht? Wie viele Lebensschicksale von Erfindern wurden gebrochen? Niemand hat es gezählt. Und somit stehen wir heute im Grunde immer noch da, wo wir seit fast 100 Jahren stehen: Kohle, Erdöl und Erdgas sind die Basis unserer Zivilisation, machen uns aber abhängig von der Gunst jener, die auf den entsprechenden Rohstofflagern sitzen. Die Atomkraft andererseits ist zwar gezähmt, gleichzeitig aber verpönt – und im Grunde bauen wir mit den heutigen Atomkraftwerken sowieso nichts anderes als große Wasserkocher für Dampfturbinen, die am Ende nur Giftmüll hinterlassen. Wind und Sonne sind zwar schön und gut, aber unseren jetzigen Zivilisationsstandard können wir mit ihnen allein nicht halten, selbst mit ausgebauter Stromspeicherung nicht; von hässlichen Windradlandschaften und schwarzen Solarfeldern mal ganz abgesehen.

Irgendwo da draußen und irgendwo da unten im ganz Kleinen existieren aber offenbar riesige Energiereservoire, wie unzählige Experimente bewiesen haben. Der erhoffte Sprung in ein neues Zeitalter, wenn es weiterhin ein technisches sein soll, kann nur auf Basis solch neuer, bislang unbekannter Energiequellen gelingen: „out of the box“ – mit unkonventionellen Ansätzen. Theorien und Erklärungen sind vorerst nicht wichtig. Es muss im Experiment gezeigt werden, was möglich ist. Und dann beginnt der Weg in die technische und wirtschaftliche Umsetzung.

Das wenigstens glaubt die Redaktion vom NEXUS-Magazin und möchte deswegen eine Artikelserie starten, die die wichtigsten Ansätze der letzten Jahrzehnte nochmals hervorholen, überprüfen und bewerten soll. Lässt sich erkennen, wo Fehler gemacht wurden – seien es technische, organisatorische oder rein menschliche? Könnte es sein, dass im einen oder anderen technischen Ansatz vielleicht doch ungenutzte Möglichkeiten verborgen liegen? Wie könnte man sie ausschöpfen, wie sollte man sich dafür organisieren?

In diesem ersten Artikel werden die sogenannten niederenergetischen Kernreaktionen besprochen, im Englischen abgekürzt LENR (low energy nuclear reactions), im Volksmund die „Kalte Fusion“. In loser Folge werden weitere Artikel sich anderen Themen widmen, etwa dem Magnetmotor, dem Wasserstoff, ganz praktisch auch der privaten Energieautarkie mit konventioneller Technik, etwa dem Balkonkraftwerk mit Speicher und mit Stromgenerator für die Dunkelflaute – Holzvergaser, Kunststoffvergaser und Biogas inklusive. Das sind zwar bekannte, aber keineswegs triviale Dinge. Denn der Teufel steckt bekanntlich immer im Detail. Gerne greift NEXUS auch Vorschläge von Lesern zu Freie-Energie-Technologien auf und lässt sie gegebenenfalls überprüfen. Und gerne ist die Redaktion bereit, zu stark nachgefragten Themen Wochenendseminare zu organisieren und ein Webportal einzurichten.

„Kalte Fusion“ – was ist der Stand der Dinge?

Kernkraft ist in Deutschland ein Tabuthema. Öffentlich gefördert wird merkwürdigerweise aber immer noch die genauso radioaktive und gefährliche „heiße Fusion“, an der mit Projekten wie ITER (Südfrankreich), JET oder Wendelstein (Greifswald) experimentiert wird. Es müssen hier Temperaturen von 25 Millionen Grad Celsius erzeugt werden – nicht einmal im Zentrum der Sonne ist es so heiß. Und nun gibt es ganz verwegene Zeitgenossen in der „Freie-Energie-Szene“, die behaupten, dass Fusionsreaktionen bereits bei Zimmertemperatur möglich sind – in der Thermoskanne auf dem Gartentisch. Wie das?

kalte Fusion yt

Vergleich der Größenordnungen: Oben ein möglicher Aufbau für die Demonstration von Kalter Fusion im Kochtopf16 (Quelle: YouTube.com, t1p.de/2ndb9), unten ein paar Module des Wendelstein 7-X, einer Experimentieranlage zur „heißen“ Kernfusion (Max-Planck-Institut für Plasmaphysik, t1p.de/pp5bu)

Wendelstein

Die Diskussion um LENR wurde 1989 durch eine öffentlichkeitswirksame Vorführung der beiden amerikanischen Chemiker Martin Fleischmann und Stanley Pons ausgelöst.2 Die beiden zeigten eine Elektrolyse, also die Spaltung von Wasser mithilfe von Strom, wobei sie aber „schweres Wasser“ (Deuterium) und sehr spezielle Elektroden aus Palladium nutzten. Nur wenige andere Labore konnten das etwas knifflige Experiment erfolgreich wiederholen und die Überschusswärme tatsächlich bestätigen. Konsequent und positiv weiterentwickelt wäre die Sache natürlich zu einer Gefahr für wohlbekannte und mächtige Interessengruppen in der Industrie geworden, weshalb man Fleischmann und Pons sowie alle ihre Nachahmer mit unlauteren Mitteln zu diskreditieren begann. Am Ende stellte eine Kommission des US-Energieministeriums fest, dass das Ganze ein Fall von pathologischer Wissenschaft wäre.

Das hat private Forscher und Firmen aber nicht davon abgehalten, der zugrunde liegenden Idee weiter nachzugehen. Inzwischen gibt es Hunderte von Bestätigungen, dass niederenergetische Kernreaktionen möglich sind und Überschussenergie liefern, gegebenenfalls auch als Lichtstrahlung, unter Umständen sogar als Elektrizität. Außerdem finden sich bei dieser Art niederenergetischer Kernreaktionen vielfältige Reaktionsprodukte, entstehend durch die Fusion, durch erneute Spaltreaktionen oder durch Transmutation (Umwandlung von Elementen). Aber niemandem ist es bislang gelungen, ein marktfähiges Produkt daraus zu entwickeln. Warum nicht?

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