Freie Energie – eine Revision: Eine Sichtung der besten Ansätze für „Overunity“, Teil 1: LENR

LenrSeit unserem Bestehen berichten wir über Erfinder, denen keiner so recht glauben will, was sie entdeckt haben: Overunity, die mysteriöse Energiegewinnung aus dem „Nichts“. Dabei wissen alle, die sich damit ernsthaft beschäftigen: Es geht, der Energieerhaltungssatz gehört nur neu gedacht. Doch wer rüttelt schon gern an den Pfeilern unserer Zivilisation? Doch ganz so einfach scheint es dann nicht, dem Kosmos eine funktionierende Methode zur steten, naturnahen und lebensfreundlichen Energieerzeugung abzuringen. Wir haben schon einige Säue durchs Dorf hetzen sehen, die plötzlich das Weite gesucht haben. Zeit für eine Revision – und neue Impulse, um die Sache selbst in die Hand zu nehmen.

Andrea Rossi: Was lange währt, wird endlich gut?

Einer der Akteure in diesem Bereich, der unbefangen und sehr professionell auch mit der Öffentlichkeit kommuniziert, ist der Italiener Andrea Rossi. Vor 15 Jahren hat er in seinem Heimatland ein Experiment vorgestellt, das genauso viel Aufsehen erregte wie seinerzeit durch Fleischmann und Pons in Kalifornien, diesmal mit dem viel günstigeren Katalysator Nickel. Ein amerikanischer Investor holte Rossi dann in die USA und stellte ihm großzügig Forschungsgelder zur Verfügung. Bald gab es Gerichtsprozesse, aber mit dem Geld, das Rossi an deren Ende behalten konnte, hat er seine Arbeit weitergeführt. Viele halten Rossi für einen Betrüger, aber es gebührt ihm auf jeden Fall Respekt für seine unnachgiebige und konsequente Entwicklungsarbeit sowie für seinen ganz eigenen Traum einer nachhaltigen Energieversorgung der Menschheit.

Die von Rossi gegründete Leonardo Corporation bietet heute eine Geräteserie an, die bei 100 Watt Leistung beginnt und bis auf 1 Megawatt skalierbar ist. Der 100-Watt-Generator kostet 250 Dollar, für 1 Megawatt muss man 2,5 Millionen Dollar investieren. Bereits heute kann jeder solch einen „E-Cat NGU“ ohne Anzahlung vorbestellen, ganz easy per Website-Bestellung: t1p.de/1imqw. Rückgaberecht 60 Tage, Garantie 3 Jahre, voraussichtliche Lebensdauer 11 Jahre (bei 24/7 Betrieb?). Rückgabe mit Erneuerung des funktionalen Kerns nach 10 Jahren (für 50 Prozent der ursprünglichen Kosten) oder alternativ ein kostenfreies Recycling durch die Leonardo Corporation – wann immer der Generator das Ende seiner Leistungsfähigkeit erreicht hat.3

Ist ein solches Angebot realistisch? Auf gar keinen Fall. Denn die Schwierigkeiten stecken immer im Detail, und außerdem fallen den Ingenieuren immer neue Verbesserungen ein. Bei derart komplizierten Geräten – der Funktionskern des E-Cat ist ein Plasma bzw. eine Elektronenkanone – und bei so aufwendigen elektronischen Schaltungen zur Energierückgewinnung kann immer etwas defekt werden und muss dann repariert oder ersetzt werden. Und allein die Zertifizierung ist unklar: Konformitäten werden zwar nachgewiesen (CE, EN, IEC), aber in Deutschland könnten die Zulassungsbehörden, von grünen und anderen Interessengruppen durchsetzt, die Markteinführung mit Hinweis auf das Atomgesetz und auf die Vorgeschichte von Rossi mindestens behindern oder gar ganz verbieten. Dennoch möchte die Redaktion von NEXUS empfehlen, sich bei Interesse in die Bestellerliste der Leonardo Corporation einzureihen. Denn je größer die Nachfrage und der mediale Druck, desto eher wissen wir, ob Rossi und sein bislang unbekannter globaler Lizenznehmer das Wunder auch vorzeigen können, das sie heute der Welt versprechen. Die Auslieferung der ersten Geräte wurde für Ende dieses Jahres angekündigt.

Müde Veteranen

Rossi einmal vorläufig ausgenommen sieht die übrige Lage im Bereich der „Kalten Fusion“ sehr ernüchternd aus. In Japan beispielsweise gibt es zwar einen großen Kreis von sehr engagierten Forschern, sogar im Bereich von Universitäten und bei international bekannten Konzernen. Aber nehmen wir als Beispiel den bewunderungswürdigen Forscher Tadahiko Mizuno, der seit über 30 Jahren immer neue LENR-Experimente entwickelt. Er hat vor Kurzem ein Röhrchen aus vorgespanntem Edelstahl SUS304 (18 Prozent Chrom, 8 Prozent Nickel) in eine Kammer mit Wasserstoffatmosphäre (Überdruck) eingebracht und es langsam auf 800 Grad Celsius erhitzt. Er stellt nun kalorimetrisch fest, dass etwa 25 Prozent mehr Wärme entsteht, als er in die elektrische Aufheizung investiert hat. Außerdem hat er einen Neutronendetektor installiert, der langsame Neutronen misst – umso mehr, je mehr das Röhrchen erwärmt wird. Mit ein wenig Humor nehmen wir an, dass Mizunos Urgroßvater einst Schwerter aus Stahl für die Samurai angefertigt hat. Die Schmiede arbeiteten damals wie Physiker heutzutage in weißen Kitteln (aus Gründen der spirituellen Reinheit); sie schlugen und bogen und feuerten ihr Eisen bis zur Glut – und nur die Wasserstoffatmosphäre hat ihnen gefehlt? Nein, denn ein wenig Wasserstoff entsteht immer, wenn das glühende Metall im kalten Wasser abgeschreckt wird. Und wir ahnen nun, mit einer weiteren Prise Humor, worin die magische Kraft der japanischen Schwerter bestand – sie strahlten Neutronen ab. Im Grunde ist es die gleiche Versuchsanordnung wie bei Peters und Paneth vor genau 100 Jahren in Berlin, die mit Palladium und Wasserstoff arbeiteten.4 Mizuno stellt am Ende seines Berichtes lapidar fest: Er wisse nicht, welche Reaktionen bei seinem Versuch, der inzwischen mehrfach bestätigt wurde, in dem dünnen Stahlröhrchen ablaufen.5

Das gleiche, wenig ermutigende Fazit finden wir bei Edmund Storms, einem weiteren Veteranen der LENR-Forschung. Er besaß vor 35 Jahren den Mut, öffentlich zu bekennen, dass er das Experiment von Fleischmann und Pons erfolgreich nachbauen konnte – was ihm vom Direktor seiner Forschungseinrichtung als unkollegiales Verhalten vorgehalten wurde. Edmund Storms hat die wohl größte Literatur- und Dokumentensammlung zum Thema niederenergetische Kernreaktionen und kennt die Forschung in allen Details. In einem Diskussionsbeitrag auf LENR-Forum.com schreibt er:

„Es wurde viel Geld und Mühe in die Lösung dieser Probleme investiert, jedoch ohne Erfolg. Tatsächlich haben die Menschen, die ursprünglich Interesse an diesem Thema gezeigt hatten, weitgehend aufgegeben und suchen nun anderswo nach einer Lösung für das Energieproblem. Derzeit liegt das Hauptinteresse entweder auf Kernspaltung oder Hochtemperaturfusion. Kalte Fusion ist nutzlos, da die vorgeschlagenen Erklärungen weitgehend auf reiner Fantasie beruhen. Die Behauptungen wurden getestet und konnten den versprochenen Erfolg nicht liefern. Wir wissen nur, dass die Kalte Fusion real ist und zusätzliche Energie erzeugen kann. Alles andere ist größtenteils reine Fantasie. Daher sehe ich keinen Grund zum Optimismus.“6

Bedeutet eine solche Aussage von einer Autorität, die es wissen muss, dass wir das Ende der Fahnenstange erreicht haben? Auf gar keinen Fall! Eher sollten wir kritisch bilanzieren, ein wenig nachdenken und einen neuen Anlauf nehmen. Nordamerika und Japan sind im Bereich LENR wahrscheinlich führend, wie sieht es bei uns in Europa aus?

LENR vor der Haustür

Vor einem Jahr fand in Straßburg unter dem Dach des Europäischen Parlaments ein Kongress statt, auf dem die gegenwärtig prominentesten europäischen Forscher ihre Arbeiten vorstellen konnten.7 Zwei Teilnehmer mögen hier erwähnt werden. Zum einen Dr. György Egeli (Budapest), der ebenfalls seit Jahrzehnten experimentiert und die Geschichte der niederenergetischen Kernreaktionen wie kein Zweiter kennt.8 Im englischsprachigen Magazin Infinite Energy (IE) hat er die genau genommen über hundertjährige, aber völlig vergessene Geschichte von LENR in allen Facetten rekapituliert und uralte Experimente ausgegraben. Die Artikel von Egeli wurden von Markus Geipel (Berlin) übersetzt und auf seinem LENR.wiki veröffentlicht – wofür ihm großer Dank gebührt.9 Für alle, die sich im deutschsprachigen Raum über LENR informieren wollen, ist das LENR.wiki die erste Anlaufstelle.

Egely

Dr. György Egely (Bild: Andreas Fuchs, t1p.de/lilkg)

Jaitner

Dr. Lutz Jaitner (Bild: YouTube.com, t1p.de/yne0v)

Ein zweiter wichtiger Referent auf der Straßburger Tagung war ferner Dr. Lutz Jaitner (D), der theoretisch wie auch praktisch wahrhaft tief in die LENR-Physik eingedrungen ist. Sein Konzept der „condensed plasmoids“ dürfte die tragfähigste Konzeption sein, um die Vorgänge bei niederenergetischen Kernreaktionen so zu interpretieren, dass man darauf bauend erfolgreiche Experimente entwerfen kann. Im Bild gesprochen könnte man die condensed plasmoidsals winzige Kugelblitze aus hoch angeregtem Gas- bzw. Elektronenplasma auffassen, die intern eine geschichtete Struktur haben. Bevor sie faserig zerfallen, entsteht durch magnetische Kompression (Pinch-Effekt) eine so starke räumliche Verdichtung und zugleich elektrische Abschirmung, dass die Atomrümpfe sich berühren und fusionieren können. Lutz Jaitner ist außerdem weit fortgeschritten, wenn es darum geht, die bei LENR anfallende elektrische Energie ernten und speichern zu können.10 Aber auch seine Arbeitsgruppe ist noch „drei Schritte“, drei große Schritte, von einer Markteinführung entfernt.

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