Freie Energie – eine Revision: Eine Sichtung der besten Ansätze für „Overunity“, Teil 1: LENR

LenrSeit unserem Bestehen berichten wir über Erfinder, denen keiner so recht glauben will, was sie entdeckt haben: Overunity, die mysteriöse Energiegewinnung aus dem „Nichts“. Dabei wissen alle, die sich damit ernsthaft beschäftigen: Es geht, der Energieerhaltungssatz gehört nur neu gedacht. Doch wer rüttelt schon gern an den Pfeilern unserer Zivilisation? Doch ganz so einfach scheint es dann nicht, dem Kosmos eine funktionierende Methode zur steten, naturnahen und lebensfreundlichen Energieerzeugung abzuringen. Wir haben schon einige Säue durchs Dorf hetzen sehen, die plötzlich das Weite gesucht haben. Zeit für eine Revision – und neue Impulse, um die Sache selbst in die Hand zu nehmen.

Wo stehen wir? Was ist zu tun?

Wenn man die aktuelle Situation im Bereich der „Kalten Fusion“ überschaut, so drängt sich das folgende Bild auf: Es gibt einen großen Berg, der definitiv mächtige Gold- und Silberadern in sich birgt. Und es gibt mehrere Dutzend einzelne oder auch in Gruppen organisierte Minenarbeiter, die wild entschlossen in die verschiedensten Richtungen ihre eigenen Stollen in den Berg hineintreiben. Sie kommunizieren durchaus miteinander, veranstalten weltweit Kongresse und diskutieren auf diversen international besuchten Foren miteinander. Allerdings nicht immer freundlich im Tonfall, denn sie stehen in Konkurrenz zueinander und arbeiten mit verschiedenen Grabungswerkzeugen und mit verschiedenen physikalischen Modellen. Den wahren Schatz hat noch keiner gefunden. Stattdessen geben viele nach einiger Zeit wieder auf, meist wegen Geldmangel, oft aber auch aufgrund von Erschöpfung oder Frustration. Immer wieder aber finden sich neue Mineure. Was ist zu tun?

Man darf nicht erwarten, dass staatliche Akteure (Universitäten, öffentliche Forschungsgesellschaften) sich im Bereich LENR engagieren werden. Eine Ausnahme ist die militärnahe Forschung und Entwicklung in den USA (etwa DARPA), die aber nach außen abgeschottet ist. Man darf auch nicht erwarten, dass Risikokapitalgeber oder andere Großinvestoren in die LENR einsteigen, solange ihnen nicht klare Erfolgsaussichten aufgezeigt werden können. Selbstverständlich lässt das Glück sich nicht voraussehen – vielleicht ist Andrea Rossi nur deshalb so weit gekommen, weil er auf einer bestimmten Wegstrecke derart positive Förderung erfahren hat. Investoren sind, wie auch viele der Erfinder, ziemlich zickig – haben selbstverständlich dafür ihre je eigenen Gründe –, lassen manchmal alles wieder in sich zusammenfallen und vernichten viele Jahre angestrengter und wertvoller Arbeit.

Es ist deshalb hier in Mitteleuropa dringend ein eigenes und souveränes Aktionszentrum vonnöten, das sich des Themas der niederenergetischen Kernreaktionen annimmt. Die weitere Entwicklung darf nicht dem Zufall überlassen werden. Sie muss in Ruhe, aber fundiert aufgestellt werden. Gelingt das nicht, dann wechseln wir aus den Fängen der fossilen Energiekonzerne und der Klimaideologen direkt in die Fänge einer neuen Kernenergie, sei sie nun uranisch, plutonisch oder mit Thorium angetrieben. In Kreisen der deutschen Rückbauindustrie wird – durchaus nachvollziehbar und berechtigt – an einer Rückkehr zur Atomkraft gearbeitet.11 Auf internationaler Ebene ist sie bereits voll im Gange, weil man erkannt hat, dass etwa der weitere Ausbau der IT- und KI-Technologie ohne neue Energiequellen nicht fortgeführt werden kann. Die heiße Fusion (ITER, JET, Wendelstein etc.) wird es niemals geben, sie ist eine Sackgasse, in die aber jährlich immer noch Milliarden fließen. Kann das noch ungeborene, aber sehnlichst erwartete Kind mit Namen „niederenergetische Kernreaktion“ neben solchen wohlbekannten und gegebenenfalls wiedererstandenen Energiemonopolen jemals groß werden?

Gangbare Wege und Problemzonen

Ein Manko der gegenwärtigen LENR-Szene ist die Vielfalt der Ansätze. Man kann sie in drei Gruppen einteilen:

  1. Der klassische Weg sind Reaktionen in Festkörpern, etwa in Elektroden bzw. Katalysatoren aus Palladium, Nickel oder Wolfram. Es müssen in derartigen Metallkörpern oder Nanopartikeln auf molekularer Ebene Risse und genau dimensionierte Hohlräume sowie ganz spezifische Ladungsverteilungen vorhanden sein, damit dort dann die gewünschten Kernreaktionen stattfinden können. In dem Augenblick aber, da die Kernreaktionen in Gang kommen, sind die frei werdenden Energien oft so groß, dass die betreffenden Metalle sich verziehen, oft sogar schmelzen und dadurch die Reaktionszonen sofort wieder zerstört werden. Dieses Problem hat noch niemand wirklich gelöst. Man müsste ganz sanft und vorsichtig vorgehen, aber dann bekommt man eben nicht die gewünschten Energiemengen. Wir alle wollen Kilowatt! Mikroorganismen sind da bescheidener – und sie schaffen es deshalb auch spielend! Das Stichwort hierzu lautet: biologische Transmutation.12
  2. Andere Optionen von LENR wollen die Fusion im Bereich von Raumladungen, etwa in einem elektrischen Lichtbogen oder in einem fixierten Gasplasma, erreichen. Hier ist alles sehr beweglich und schwer zu stabilisieren. Die heißen und sehr expansiven Reaktionen sind nur mühsam zu kontrollieren, und es gibt an den Elektroden und Reaktorwänden oft Nebenreaktionen sowie unerwünschte Reaktionsprodukte.
  3. Ein wenig ausgefallen, aber absolut relevant sind schließlich jene LENR-Wege, die auf Kavitation beruhen (Sonofusion bzw. Bubble-Fusion). Hierbei handelt es sich um Vakuumhohlräume, die mithilfe von Ultraschall in Flüssigkeiten erzeugt werden. An den Grenzflächen dieser Vakuumblasen sowie bei ihrem Kollaps entwickeln sich kaum vorstellbare Kräfte, sei es durch hohe Temperaturen oder durch die starke Kompression am Ende der Implosion. Ganz klar wurde aber nachgewiesen, dass hier ebenfalls Fusionsreaktionen stattfinden. So gibt es mithin eine Vielfalt von Ansätzen, die man zuerst verstehen, bewerten und sortieren muss, bevor man sich für einen Weg entscheidet.

Packen wir es selbst an!

Wäre es denkbar, dass sich auch hier in Europa eine LENR-Community formiert – eine Interessengemeinschaft, vorzugsweise basisdemokratisch, die die weitere Entwicklung im Bereich von LENR aufmerksam verfolgt? Die vielleicht ein Projekt unterstützt, das in die Endphase geht. Oder sich engagiert, wenn Prototypen in den Markt gebracht werden können. Oder die vielleicht sogar ein eigenes Projekt aufsetzt? Gibt es Physiker, Chemiker und Elektrotechniker, die neugierig und bereit sind zum Gedankenaustausch – die scharf und kritisch denken, aber auch kreative Ideen entwickeln können? Oder Leiterplatten löten und lange Messreihen auswerten? Die NEXUS-Redaktion will bei der Beantwortung dieser Fragen helfen, etwa durch Einladung von geeigneten Referenten und mit der Organisation eines initialen Wochenendseminars. Ziel ist es, die gesamte Thematik so aufzubereiten und gleichzeitig zu vertiefen, dass auch fachfremde Zuhörer und Interessenten einen Zugang finden, mitdiskutieren und sich ein Urteil bilden können.

Wo gibt es weitergehende Information?

In den letzten Tagen des Jahres 2024 hat die Gruppe von „Structured Atom Model“ ein sehr gut gemachtes Video herausgebracht. Es bietet in 20 Minuten einen ausgewogenen Überblick über den gegenwärtigen Stand im Bereich der LENR, sogar mit deutscher Simultanübersetzung, und es mahnt die Szene zu Offenheit und Verantwortung.13 Viele weitere Videos kann man auf dem bereits erwähnten großartigen LENR.wiki von Martin Geipel finden. Die zentrale Anlaufstelle im englischen Sprachraum ist zweifellos NewEnergyTimes.com von Steven B. Krivit. Er ist ein überaus sorgfältiger sowie kritischer Wissenschaftshistoriker und Journalist. Zwar favorisiert er die Theorie von Widom und Larsen, die stark auf Neutronen fokussiert ist, aber er behandelt andere Ansätze absolut fair, gründlich und vollständig. Krivit hat hoch angesehene internationale Institutionen im Bereich der heißen Fusion darauf aufmerksam gemacht, dass sie Dinge versprechen, die sie niemals werden halten können – worauf diese milliardenschweren Institutionen, denen Tausende von Physikern zuarbeiten, zähneknirschend ihre Websites korrigiert haben.

Stets aktuelle, oft auch sehr exotische Materialien zu LENR sowie alles rund um Andrea Rossi findet man auf E-CatWorld.com. Heftige Diskussionen zwischen durchaus kompetenten Teilnehmern kann man auf LENR-Forum.com verfolgen. Eine eigene Online­bibliothek mit fast 5.000 wissenschaftlichen Artikeln hat Jed Rothwell (Brookhaven USA) auf LENR-CANR.org angelegt. Fast 30 hoch angesehene US-Forscher haben ihre wissenschaftlichen Papiere und Versuchsberichte der LENR Research Documentation Initiative (LRDI) zur Verfügung gestellt, viele von ihnen haben Jahrzehnte am Thema LENR gearbeitet.14

Europa ist im Vergleich zu der breit aufgestellten LENR-Szene in Nordamerika fast zum Niemandsland geworden, zu einer ausgetrockneten Wüste. Obwohl doch die gesamten theoretischen und experimentellen Grundlagen der modernen Atomphysik hier in Europa in den Jahren 1890 bis 1945 erarbeitet worden sind. Es gibt außerdem ernst zu nehmende Hinweise, dass die ersten atomaren Explosionen der Weltgeschichte nicht in den USA bzw. Japan, sondern ebenfalls in Deutschland stattgefunden haben. Und sogar die Wikipedia gibt heute zu, dass ein substanzieller Teil jener 64 Kilogramm Uran, die über Hiroshima vor genau 80 Jahren explodierten, aus dem deutschen Staßfurt stammte.15

Sind wir mit dabei, wenn in wenigen Jahren ein neues und nun hoffentlich positives Kapitel der Kernenergie aufgeschlagen wird? Oder fährt der Zug ohne uns ab? Es liegt in unseren eigenen Händen.

Nachbemerkung

Es gibt wie die Leonardo Corporation viele weitere Unternehmen, die sich intensiv mit LENR beschäftigen. Bekannt geworden sind in den letzten Jahren in Europa die ENG8 (Gibraltar) mit der Website ENG8.energy. Für Nordamerika wären zu nennen die Aureon-Gruppe mit dem Safire-Projekt. Sie hat mit der Aufarbeitung von radioaktiven Abfällen sowie giftigen Schlämmen aus dem Fracking begonnen (Schieferöle), ist dann auf LENR gestoßen und arbeitet ab jetzt offenbar an einem neuartigen Thorium-Reaktor. Siehe SafireProject.com und AureonEnergy.com. Einen spekulativen Einblick in ihren Forschungspfad gibt folgende Diskussion im Forum von Andrea Rossi: t1p.de/79q1i.

Erwähnt werden sollte natürlich auch Randolph Mills mit seiner Firma BrilliantLightPower.com, der zu den Klassikern im LENR-Unterhaltungsgewerbe gehört. Er hat eine eigene Universaltheorie entworfen, mit der er seine durchaus realen experimentellen Resultate erklären will (Unified Theory / Hydrino). Inzwischen beschäftigt er sich auch mit Antigravitation (t1p.de/z9nli). Den neuesten Stand der Versprechungen und die Wunschliste (Investitionskapital) findet man hier: t1p.de/qgjvj.

All die vielen Wissenschaftler und Techniker, die in diesen Unternehmen arbeiten, haben absolut respektables Wissen und unglaublich viel Erfahrung, vor allem im materialwissenschaftlichen Bereich. Aber bis heute warten wir, mit Milliarden anderen Menschen, weiter auf bezahlbare und frei machende sowie saubere und nachhaltige Energie, während Unsummen an Investitionsgeldern versickern.

Anmerkung der Redaktion

Wir wollen die alternative Energieforschungsszene neu beleben und uns einbringen. Falls Sie sich für das Thema interessieren, aktiv mitdiskutieren und forschen wollen oder selbst bereits tätig sind und Austausch oder neue Impulse suchen, melden Sie sich bei uns per Telefon (036461 – 87 88 63) oder Mail (redaktion@nexus-magazin.de). Wir nehmen Sie in unseren E-Mail-Verteiler auf und informieren Sie über alles Weitere. Das Forum setzen wir unter nexwerk.nexus-magazin.de auf. Einlass nur nach vorherigem Telefonat mit unserem Redakteur.

Die Endnoten zum Artikel finden Sie am Ende des E-Papers (PDF) und auf unserer Homepage unter NEXUS-Magazin.de/Endnoten.

Thema vertiefen

Kein NEXUS ohne freie Energie! Wichtige Artikel zum Thema LENR im NEXUS-Kosmos sind unter anderem „Kernfusion bei Körpertemperatur“ (Jean-Paul Biberian, NEXUS 95), „Hydrino-Update: Ein Blick in die Kessel des Dr. Mills“ (Interview, NEXUS 96), „Die Energierevolution ist da: Interview mit dem Fusionsbotschafter Willi Meinders“ und „SAM: Ein neues Modell für den Atomkern“ (NEXUS 98).

Kommentar schreiben

Folgende Art von Kommentaren sind unerwünscht und werden von uns entfernt:

  • (Schleich-)Werbung jedweder Art
  • Kommentare die nichts zum Thema beitragen
  • Kommentare die der deutschen Sprache nicht gerecht werden
  • Geplänkel mit anderen Kommentarschreibern
  • Kontaktanfragen an die Redaktion (benutzen Sie hierfür bitte das Kontaktformular)

Bitte beachten Sie unsere Datenschutzhinweise

NEXUS Suche

Weitere Artikel dieser Ausgabe

Der Autor

hier werben

NEXUS Magazin Artikel Feed

Alle Artikel-Veröffentlichungen auf nexus-magazin.de

 RSS-Feed abonnieren